Dorfschützenfest mit Königs- und Kaiserschießen

Im wahrsten Sinne des Wortes sonniges ‚Kaiserwetter‘ wünschen sich die Dorfschützen für das kommende Wochenende. Denn dann feiern sie drei Tage lang ihr Schützenfest und ermitteln dabei nicht nur ihren neuen König, sondern auch einen Kaiser. Um diese Würde ringen alle fünf Jahre die Ex-Könige, denn jeder möchte sich für die nächsten fünf Jahre mit dem Kaisertitel schmücken dürfen.

Diese Regelung gab es vor 130 Jahren bei der Vereinsgründung noch nicht. Auch vor genau 60 Jahren noch nicht, als die Schützenvereinigung Mesum 1877 nach dem 2. Weltkrieg zum ersten Mal wieder ihr traditionelles Fest durchführen durfte.

Dazu bedurfte es damals der ausdrücklichen Genehmigung der englischen Besatzungsbehörde. Die ließen die Feierlichkeiten allerdings nur unter der Bedingung zu, dass der Vogel mit einer Armbrust abgeschossen wurde. Gewehre waren in deutschen Händen damals noch immer strikt verboten.

Das tat allerdings 1947 der allgemeinen Freude im Dorf keinerlei Abbruch, wie man von alten Dorfschützen heute noch erfahren kann. Mit viel Fantasie und Improvisationsvermögen bastelten sie sich eine Armbrust und einen entsprechend leichteren Vogel. Damit zogen sie zu ihrem alten Festplatz in den Emswiesen am Pegel. Müllermeister Karl Greiwe gelang der letzte Schuss und wurde damit erster Nachkriegskönig. Gefeiert wurde kräftig, da in vielen Häusern und Schuppen zuvor heimlich und verbotenerweise ’schwarz‘ genügend Schnaps gebrannt worden war.

Das ist heute längst nicht mehr nötig, Getränke aller Art gibt es zur Genüge. Und zwar schon beim Auftakt aller Schützenfestfeierlichkeiten am Mittwoch, dem 8. August, wenn sich die Dorfschützen um 19.30 Uhr beim Schützenbruder Bernhard Heeke zur Vogelbesichtigung treffen. Dort wartet diesmal doppelte Arbeit auf sie, denn es gilt zwei Vögel zu begutachten: einen Königs- und einen Kaiservogel.

Beide werden traditionell am Freitagabend um 19 Uhr nach dem Antreten an der ‚Alten Dorfschänke‘ zum Festplatz gebracht. Anschließend findet um 20 Uhr im Festzelt der Kommers mit Showeinlagen und Musikstücken von Blaskapelle des Feuerwehrmusikzuges Mesum und des Spielmannzuges statt.

Der Hauptfesttag beginnt am Samstag, 11. August, um 8.45 Uhr mit dem Antreten zur gemeinsamen Schützenmesse mit den Feldschützen und anschließender Gefallenenehrung an der alten Kirche. Danach ist Frühstück für alle mit Jubilarehrung. Bereits um 13.45 Uhr fin-den sich alle Schützen am Festzelt wieder ein, um mit Musik zum Schützenplatz am Bohnenkamp zu marschieren, wo das Königs- und Kaiserschießen ausgetragen werden. Der Tag endet mit dem Königs- und Kaiserball.

Am Sonntag gibt es einige kleine Veränderungen und Verbesserungen im Ablauf. Um 10.45 Uhr treten die Schützen an, um die neuen Majestäten mit Hofstaat auszuholen und anschließend gemeinsam mit ihnen Frühschoppen und Frühball zu feiern, wozu der Eintritt für alle frei ist. Zum Programm gehören dazu neben Tanzmusik einige Showeinlagen des TV Mesum. Von 13 bis 14 Uhr wird eine ‚Happy Hour‘ eingeschoben. In der Zeit gibt es viele Getränke zu günstigeren Preisen.

Der Sonntagabend startet um 19 Uhr mit der langen Polonaise durchs Dorf, an der sich seit alters her auch die Feldschützen beteiligen. Die Dorfschützen hoffen dazu auf eine große Beteiligung ihrer Mitglieder, um die traditionelle Bedeutung des alten Dorffestes zu unterstreichen. Nach der Polonaise sind alle zum eintrittsfreien Festball im Zelt eingeladen.

Für manchen Dorfschützen ist nach drei langen Tagen am Montag noch nicht Schluss aller Feierlichkeiten. Denn dann treffen sie sich um 10.45 Uhr am Festzelt nach altem Brauch zum Hexen. Dabei persiflieren sie mit viel Humor das Schützengeschehen, ermitteln ihr eigenes Hexenkönigspaar und ziehen durchs Dorf.


Major Felix Winter (auf dem Pferd) ließ 1947 auf dem Festplatz in den Emswiesen die Dorfschützen noch zum Armbrustschießen antreten, weil Gewehre damals verboten waren

Text und Repro: Franz Greiwe