Das Feuerwehrgerätehaus in Mesum wird abgebrochen

Mit ein wenig Wehmut stand Erich Heckmann, Obmann der Ehrenabteilung des Löschzuges Mesum der Freiwilligen Feuerwehr Rheine, am Montagmorgen noch einmal vor dem Feuerwehrgerätehauses an der Don-Bosco-Straße und betrachtete sowohl das Gebäude und die abgestellten Fahrzeuge als auch die Vorbereitungen zum Abbruch des Gebäudes, die unverkennbar eingesetzt hatten.


Denn mit dem alten Bau waren für ihn viele Erinnerungen verbunden: Vor mehr als 43 Jahren half er als Maurer mit, das Gebäude zu errichten. Dann war er hier jahrzehntelang als Feuerwehrmann tätig, erlebte Schulungen und gemütliche Beisammensein ebenso wie die Abfahrten zu zahlreichen Lösch- und Rettungseinsätzen und Dienststunden zur Pflege von Geräten und Fahrzeugen. Unzählige Stunden verbrachte er hier.

Das alles ist in den nächsten Tagen Geschichte. Zunächst kam am Montag ein Vorabkommando der Wehr, um das Bauwerk auszuräumen: Fahrzeuge wegfahren, Geräte und Möbel beiseite schaffen, Materialien und Einrichtungsgegenstände auf Wiederverwendung prüfen und wegbringen. Zurück ließen die fleißigen Feuerwehrleute leere Hallen, Garagen und Sanitärräume: Die Bagger und Schieber konnten kommen und ihre Werk beginnen.

Das konnte das endgültige Ende des Gerätehauses eingeläutet werden. Am Dienstag rückte das erste Abbruchkommando an und baute die Dachplatten ab, die separat entsorgt werden mussten. Dann erschienen tags darauf die Abbrucharbeiter mit schwerem Geräte und rissen innerhalb kurzer Zeit die Wände ein. Mit Spezialgerät knackten sie selbst schwere Eisenträger. Einige ehemalige Feuerwehrmänner schauten noch einmal vorbei und erinnerten sich an die vielen Stunden, die sie im dem jetzt niedergerissenen Haus einst verbrachten.

Regnerisches Wetter sorgte dafür, dass sich die Staubbelästigungen in Grenzen hielten. Schon am frühen Nachmittag war das gesamte Gerätehaus dem Erdboden gleich gemacht: Was blieb, war eine Lücke in der Bebauung an der Don-Bosco-Straße und ein Stück Mesumer (Feuerwehr)Geschichte.

Betrachtet man im Rückblick noch einmal Entwicklung und Entstehung des Gebäudes, findet man schnell bestätigt, dass sich Geschichte oft wiederholt. Ab 1872 gab es nachweisbar eine Pflicht- oder Zwangsfeuerwehr in Mesum, die 1906 durch die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr, die viel leistungsfähiger war, abgelöst wurde. Die Wehr besaß zunächst nur eine kleine Unterstellkammer für einfache Geräte im Armenhaus, das nahe am (heutigen) Gasthaus Mersch lag und damit zugleich Spritzenhaus war. Da es baufällig war, wurde es 1885 an der Thiestraße neu erbaut.

Schon ein Jahr nach der Gründung stellte die Mesumer Wehr 1907 einen Antrag auf Neubau eines Gerätehauses mit Steigerturm, weil die bisherigen Räume viel zu klein und unzulänglich waren. Der Bau konnte allerdings erst am 27. Oktober 1912 am Rande des Josefschulplatzes festlich eingeweiht werden. Im Mittelpunkt der Freude damals: Endlich genügend Platz und eine neuzeitliche feuerwehrtechnische Einrichtung.

Das hielt unverändert bis 1939, als das Gerätehaus um einen Anbau erweitert werden musste: Mehr Fabriken und Wohnhäuser in Mesum verlangten nach besserem Feuerschutz durch zusätzliche Fahrzeuge und Feuerwehrtechnik. Doch auch das reichte nicht auf Dauer. Zu Beginn der 1960-er Jahre beklagte die Wehr gravierende Platz- und Unterbringungsmängel in ihrer inzwischen mehr als 50 Jahre alten Unterkunft.

Die Gemeinde Mesum begann mit Neubauplanungen am damaligen Kirmesplatz, der der Wehr ausreichend Abstellplatz und Manövrierraum bot. Gleich neben der neuen evangelischen Kirche war im weiten, noch unbebauten Hassenbrock zudem genügend Baugelände. Dort entstand in eingeschossiger Bauweise ein modernes Gerätehaus in Ziegelbauweise mit großer Garage, Sanitäranlagen, Nebenräumen und einem Schulungs- und Gemeinschaftsraum.

Die Feuerwehrchronik „Mesumer Feuerwehrgeschichte(n)“ aus Anlass des 100-Jährigen des Mesumer Löschzuges 2006 beschreibt ausführlich die feierliche Inbetriebnahme des neuen Gerätehauses: „Der Neubau konnte am 23. Juli 1966 festlich eingeweiht werden. An diesem Samstag ertönten die Sirenen um 18 Uhr und damit begannen die Einweihungsfeierlichkeiten. Dazu trafen sich alle Wehrleute am alten Gerätehaus an der Josefschule und marschierten bei herrlichem Sommerwetter zum neuen Haus, wo Gemeindebürgermeister Sievers die Gäste begrüßte und Kaplan Schilgen den Neubau einsegnete. Danach übergab Amts- und Gemeindedirektor Dr. Hannich symbolisch den Schlüssel an Wehrführer Hugo Büscher und damit der Mesumer Wehr ihr neues Domizil.

Für den musikalischen Festrahmen sorgte die Feuerwehrkapelle. Nach einer Besichtigung des neuen Gerätehauses trafen sich die Ehrengäste wie Kreisbrandmeister Krüselmann, der Gemeinderat Mesum, Amtsbaumeister Höppner sowie Vertreter der Wehren aus Rheine, Emsdetten und Elte und die Mesumer Wehrleute zu einem gemütlichen Beisammensein in der Gastwirtschaft Borcharding.“

Die Einweihung wurde damals als „ein Festtag für die Gemeinde“ und das neue Gebäude als „Schmuckstück“ beschrieben und gefeiert. 163 000 DM hatte es der Gemeinde gekostet. Besonders stolz waren damals Wehr, Verwaltung und Politik, dass es gelang, den ursprünglichen Kostenvoranschlag um stolze 23 000 DM zu unterschreiten. Aber man war sich bewusst, dass es sich um „einen ersten Bauabschnitt“ handelte. Genügend Platz für Anbauten war vorhanden. Wie wichtig dies war, zeigte sich 1987 bei der Erweiterungen: Eine 6 mal 13 Meter große Garage am Südgiebel und ein Schulungsraum mussten angefügt werden.

Die Garagen im Gerätehaus sind ausgeräumt

Erich Heckmann (stehend) und das Vorabkommando des Löschzuges zum letzten Mal im alten Gerätehaus

Letzte Ausfahrt der Fahrzeuge aus dem alten Haus

Der Bagger räumt die letzten Baureste weg: Das Gerätehaus ist Geschichte

(1912 Steigerturm) Der Steigerturm am Uraltgerätehaus, der 1967 niedergerissen wurde

(Feuerwehr Steigerturm) Übung mit Musikzug am Uraltgerätehaus in den 1930-er Jahren

Der Festzug zur Einweihung des Gerätehauses am 23. Juli 1966 mit Gemeinderat vorweg; in der Mitte vorn Bürgermeister Franz Sievers

Beginn der Abbrucharbeiten mit der Dachabdeckung

Text und Bilder/Repros: Franz Greiwe