Staunen über ein kleines Geräte, mit man fahren und fliegen kann

Da kamen am Mittwoch die Kinder in der Kita Lummerland gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Man spürte es nicht nur an ihren vielen Fragen, sondern auch an ihrem ungläubigen Schauen. Sie bekamen teilweise ihren Mund nicht mehr zu: Mit dem kleinen Gerät, das nicht einmal ein Steuer zum Lenken hat, kann man fahren und auch noch fliegen?

Was Hobbypilot Jens Hicken von Luftbild-Rheine.de da gemeinsam mit Peter Wolf auf ihren Spielplatz abgestellt hatte, erregte ungemein ihr Interesse am Fliegen. Das war zuvor schon in zwei vorbereitenden Projekten „Von der Larve zum Schmetterling“ und „Vom Ei zum Vogel“ vorbereitet worden, so Leiterin Waltraud Wunder. „Fliegen“ war für dabei alle das faszinierendes Oberthema. Dazu hatten sie sich u.a. eine Brutmaschine vom Hegering Rheine in die Kita geholt und ein Entenei ausgebrütet. Für zwei Wochen war danach Ente „Herbie“ der Star der Kinder, ehe sie sich auf einen Geflügelhof zurückziehen musste. Ohne dass sie allerdings ihr fliegerisches Können großartig hätte demonstrieren können.

Nicht ganz so anschaulich zu verfolgen war, wie sich eine Raupe verpuppt und zu einem Schmetterling wird. Diesen Vorgang in der Natur zu beobachten war zu schwierig. Da mussten Bücher und Bilder aushelfen. Alles neu erworbene Wissen setzten die Kinder danach auch in einem Memory-Spiel um, ehe die Frage aller Fragen beantwortet werden musste: Kann auch der Mensch fliegen? Dass der dafür eine Hilfe braucht, wussten ganz Gewitzte aber längst.

Aber wie ein solches Fluggerät dann aussehen kann, demonstrierte Jens Hicken mit seinem kleinen „4-Takter-Gleitschirm-Trike“ in der Version als Doppelsitzer. Allerdings musste er sofort eine wichtige Frage verneinen: Fliegst du damit jetzt gleich? Jens Hicken beließ es bei einer kleinen Fahrvorführung, „weil ich heute keinen Schirm dabei habe“: Der Trike ging ganz schön flott ab. Es gebe diese Flugversion auch als Fahrrad, erzählte er den Kindern. Dann radle er damit von Zuhause zu seiner Startwiese in Catenhorn und fliege ab. So ein „Fahrrad“ hätten viele der kleinen Zuhörer gern gehabt.

Aber ob das Gerät auch abstürzen könne, wollte ein etwas ängstlich schauendes Mädchen wissen. Der Gleitschirm sorge für eine sichere Landung, auch wenn der Motor einmal ausfalle, konnte Hicken überzeugend beruhigen. Wieso Motor und Tank? Beides hatte ein Junge noch gar nicht registriert, der aber von Thermik schon ganz viel gehört hatte. Auch hier gab es eine fachkundige Auskunft: Aufwind ist nicht nötig, bei großer Mittagshitze wie an diesem Tag ist er sogar gefährlich. Der Wind, erzeugt durch den Propeller, sorge für den Vortrieb und damit den eigentlichen Flug. Und das sogar bis zu 50 Kilometer pro Stunde und mehr.

Wie kommt man denn überhaupt hoch in die Luft? Und wenn, wie hoch fliegt das Ding? Diese Frage interessierte gleich mehrere kleine Zuschauer. Dafür brauche er nur eine ebene Wiese mit 20 Meter Anlauf, dann Vollgas und schon hebe er ab, erklärte Jens Hicken auch diese wie alle anderen Fragen geduldig. Die Regelflughöhe liege zwischen 300 und 600 Metern, aber bei Bedarf gehe es auch auf 2000 Meter hinauf. Dort oben sei es dann aber lausig kalt, denn man sitze ja im Freien. Also lieber tiefer fliegen, manchmal auch auf 100 Meter herunter.

Der Hobbypilot wurde von Wissbegierigen geradezu gelöchert: Was ist bei Sturm oder Gewitter? Kurze Antwort: Startverbot, weil zu gefährlich. Wie weit kann man fliegen? Bei einem Spritverbrauch von vier bis fünf Liter in der Stunde käme er bequem bis zur Nordsee, ohne einmal nachzutanken. Nordsee, das fanden die Kinder schon ganz schön weit.

Dann kam einer auf die Kernfrage: Wo kann man ein solches Gerät kaufen? Und was kostet das? Kaufen könne man ein solches Fluggerät bei ihm, erklärte Hicken den staunenden Kindern. Denn er konstruiere, baue und vertreibe sie seit drei Jahren selbst. Hergestellt würden sie aus Edelstahl- und Aluminiumelementen bei einem Preis ab 10 000 Euro. Lieferbar seien sie als Einzel- und Doppelsitzer mit Gleitschirm oder Drachenfläche. Letztere ließe höhere Fluggeschwindigkeiten zu.

Aber man müsse kein eigenes „leichtes Luftsportgerät“, so die fachgemäße Bezeichnung, besitzen, um sich auf diese Weise einmal gemächlich in die Luft zu begeben. Man könne auch mit ihm mitfliegen, bot Jens Hicken an. Der Mitflug sei erheblich billiger: „Ein Euro pro Minute.“ Das gehe allerdings an diesem Morgen nicht, musste er die Kinder enttäuschen. Für sie kam nur Probesitzen in Frage, was nahezu alle mit Begeisterung machten. Wer die Augen schloss, konnte sich die fehlende Höhe leicht vorstellen …


Guter Ersatz fürs Fliegen: Augen zu und sich den Flug vorstellen


Großes Vergnügen: einmal im Luftsportgeräte Platz nehmen


Staunen über ein unscheinbares Gerät, mit dem man fahren und fliegen kann


Nicht das Fliegen, sondern nur das Fahren konnte Jens Hicken demonstrieren


Der kleine Mario wollte alles ganz genau von Jens Hicken (r.) und Peter Wolf wissen

Text und Bilder: Franz Greiwe