Jubiläum: Nachbarn feiern 30 Jahre “Schlossfest“

Kein Straßenname in Mesum ist origineller und so sagenumwobener als „Auf dem Schloss“. Schon immer hieß die Flur nördlich vom Ortszentrum so, wird über Generationen überliefert. Dabei stand dort niemals ein Schloss oder eine Burg. Allenfalls mag es dort in grauer Vorzeit eine Fliehburg gegeben haben, für die es jedoch keine Nachweise gibt.

Der Name, das weiß die mündliche Überlieferung, stammt dort von einem überdimensionalen Doppelheuerhaus des Bauern Hinterding/Reinke. Als einst ein neuer Heuermann einziehen sollte und das langgestreckte Haus plötzlich vor sich sah, soll er ausgerufen haben: „Das ist ja wie ein Schloss!“ Denn Heuerhäuser waren damals eher bescheiden und sehr klein. Die Mesumer hielten an dieser Sage fest und wählten danach den Straßennamen.

Die Anwohner pflegen seit 30 Jahren diese Überlieferung, in dem sie jährlich alle Straßenanlieger zu einem Nachbarschaftsfest einladen, das reihum gefeiert wird. Dazu gehört auch eine Fahne mit einem großen Schloss drauf. Gleich beim ersten Treffen pflanzten sie zur Erinnerung die „Harald-Eiche“, die inzwischen zu einem stattlichen Baum heranwuchs. Alle zehn Jahre weiten sie dieses „Schlossfest“ aus auf sämtliche Ehemaligen, die hier geboren wurden und inzwischen anderswo wohnen. So feierten sie diesmal am Pfingstsamstag ihr 30-jähriges Jubiläum, das auf dem Hof Rieke stattfand. Genau an der Stelle, wo einst das legendäre namengebende Doppelheuerhaus stand.

Rund 80 Gäste im Alter von wenigen Wochen bis 90 Jahre trafen sich dabei zunächst zum gemeinsamen Kaffeetrinken unter alten Hofeichen, hatten sich anschließend viel zu erzählen, sahen sich eine Dia-Show mit Bilder von vergangenen Treffen an und freuten sich über lustige Spiele. Höhepunkt war dabei ein Wettstreit zwischen Ehemaligen und jetzigen Schlossgeistern.


Traditionell trafen sich alle „Schlossgeister“ zum Wiedersehen unter der „Harald-Eiche“ auf dem Hof Rieke

Text und Bild: Franz Greiwe