Feuerwehrübung an der Kita brachte wichtige Erkenntnisse

Was die Unterbrandmeister Gerwin Becker und Uli Kösters am Freitagabend ihren 30 Kollegen vom Löschzug Mesum vorsetzten, war alles andere als die normale Feuerwehrabendübung. Denn sie beinhaltete eine schwierige Aufgabe und ein wahres Schreckensszenario: „Die Kita St. Marien brennt. 89 Kinder sind von ihren Erzieherinnen rechtzeitig ins Freie gerettet worden. Aber es werden noch sechs Kinder im brennenden Gebäude vermisst.“

Als Zugführer Andre Meyer als erster an der „Brandstelle“ eintraf und den Einsatz koordinierte, erlebte er als „erschwerende Umstände“ zudem eine Gruppe besorgter Eltern, die in Panik um ihre Kinder bangten. Darum galt es für ihn, zuerst die Rettung der sechs Kinder zu sichern. Um die Situation möglichst real zu erfahren, mussten die Feuerwehrtrupps mit Atemschutz und verhängten Brillen ins Gebäude. „Qualm und Rauch können wir hier selbstverständlich nicht simulieren. Denn dann dürften die Kinder nicht mitwirken,“ erklärte Uli Kösters dazu. Und gerade die sechs Kleinen wie Julia, Hennig und Vinzenz spielten hervorragend mit, versteckten sich hinter Türen und Vorhängen, riefen laut nach Hilfe und ließen sich dann gern retten.

Brandoberinspektor Thomas Plock nannte als Einsatzleiter weniger die Brandbekämpfung, sondern vielmehr „die Rettung der Kinder als das eigentliche Ziel der Übung“. Seine jungen Leute sollten möglichst realistisch erleben, wie es ist, in ein unbekanntes, verrauchtes Haus eindringen zu müssen, Kinder zu suchen und sicher nach draußen zu geleiten. Es sei nicht darum gegangen, den gesamten Ernstfall zu üben, ergänzte Uli Kösters: „Dann hätten wir gleich die gesamte Rheiner Wehr, die Rettungsdienste und Polizei alarmiert. Bei einem wirklichen Brand an dieser Stelle wäre der Mesumer Löschzug allein viel zu wenig gewesen.“

Nach Ablauf der etwa halbstündigen Übung trafen sich Einsatzleitung und die Erzieherinnen zu einer kurzen Abschlussbesprechung, während die Wehrleute später im Verlauf des Abends ihre internen Erfahrungen auswerteten. Schon bei der Vorbereitung der Übung vor Ort habe man einen Missstand entdeckt, stellten Gerwin Becker und Uli Kösters eingangs fest. Bei einem Brandfall müssten die rund 100 Kita-Personen so schnell wie möglich auf einen sicheren Sammelplatz außerhalb geführt werden. Das sei in diesem Fall der Kinderspielplatz nebenan. Den habe man aber nur durch zwei enge Zugangspforten und über Straßen erreichen können: „Wenn dann dort noch die Rettungsfahrzeuge anrasen und es überall qualmt, kann zusätzlich Panik entstehen.“. So nahm Klaus Höfker vom Kirchenvorstand eine erste Erkenntnis mit: „Es muss ein zusätzliches Tor zum Spielplatz im Zaun eingebaut werden.“

Kita-Leiterin Brita Middendorf und ihre Team nutzten im Vorfeld diese Übung, um mit ihren Kindern in einer „Trockenübung“ einen Brand als Notfall zu simulieren und Fluchtwege auszutesten. Wichtig sei es dabei gewesen, die Reaktionen der Kleinen zu erfahren und wie sie möglichst schnell und vollzählig ins sichere Freie geführt werden können. Und: Auf Anregung der Wehr seien überall im Haus Rauchmelder installiert worden.

Eine andere Erfahrung machten die Wehrleute vor Ort, wie Thomas Plock festhielt: „Wir benötigen genauere Kenntnisse über die Lage aller Räume. Daher werden wir alle gleich anschließend im Haus einen Rundgang vornehmen.“ Wie verwinkelt der Bau mit Fluren, Büro, Gymnastikhalle, vier Gruppen- und vier Nebenräumen nach der Erweiterung ist, stände im Gebäudeplan. Den werde sich der Löschzug jetzt in allernächster Zeit beschaffen. Auch das sei eine wichtige Erkenntnis aus der Übung.


Abschlussgespräch vor Ort der Wehrleitung mit v.r. Uli Kösters, Gerwin Becker, Thomas Plock und Andre Meyer mit Klaus Höfker vom Kirchenvorstand und dem Kita-Team mit Leiterin Brita Middendorf (2.v.l.)


Vinzenz spielte als Kita-Kind gern bei der Übung mit


Realistische Erschwernis: „Eltern in Panik und Sorge um Kinder“ mussten beruhigt werden


Keine leichte Aufgabe: Rettung der Kinder im „verrauchten“ Gebäude

Text und Bilder: Franz Greiwe